Grußworte

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Musikliebhaber und Freunde Rumäniens,

die einen mögen lieber Pop- und Rockmusik, andere hingegen hören Jazz oder klassische Musik. Musik kann zweifelsohne trennen und ist in erster Linie Geschmackssache. Musik ist aber auch emotionsgeladen. Wenn man ein Konzert besucht, wo sich unbekannte Menschen von den Klängen und Rhythmen begeistern lassen, so stellt man schnell fest, dass Musik verbindet.

Wie der Name schon sagt, wird 'pontus musicae' diese musikalische Brücke über Ländergrenzen hinweg schlagen und uns den Zugang zu wunderschönen Werken ermöglichen. Als Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe habe ich gerne die Schirmherrschaft dieser außergewöhnlichen Veranstaltung übernommen.

Im Rahmen von 'pontus musicae' erhalten große und kleine Musikliebhaber die Gelegenheit, in vier rumänischen Städten weitgehend unbekannte Kompositionen und Werke für sich zu entdecken. Kaum bekannt deshalb, weil ihnen durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts kein Raum gelassen wurde. Während der 'pontus musicae'-Tage wird diesen Komponisten ihre Stimme wiedergegeben.

Ich wünsche allen Musikern und Gästen wundervolle Tage mit der verbindenden Musik der wiederentdeckten Komponisten.

Ihre
Susanne Kastner
ehem. Vizepräsidentin des deutschen Bundestages




Sehr geehrte Damen und Herren,

in jener Zeit, als die Nationalsozialisten an der Macht waren, fand die größte und nachhaltigste Vernichtung europäischer Kreativität statt. Besonders hart betroffen von der nationalsozialistischen Kulturvernichtung waren die Länder Mittel- und Osteuropas, dort wo das verheerende Werk jener intellektuellenfeindlichen und menschenverachtenden Machthaber sich am stärksten breitmachte.

Die Wiederentdeckung unserer Avantgarde - denn es war die Avantgarde, die den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war - fand in vielen europäischen Ländern längst statt. In jenen Ländern, die 1989 einen radikalen Regimewechsel durchmachten, stand in den Folgejahren vor allem die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus im Vordergrund. Die Zeit vor 1945 liegt noch unter einer dicken Schicht einer nicht aufgearbeiteten Zeitgeschichte vergraben.

Es ist daher eine bemerkenswerte Leistung der Organisatoren des 'pontus musicae'-Projekts, nun auch in Rumänien das Werk zweier Schönberg-Schüler zugänglich zu machen: Viktor Ullmann aus Teschen und Norbert von Hannenheim aus Hermannstadt, beide geboren auf dem Boden der Monarchie und beide Opfer der Nationalsozialisten. Die Präsentation ihrer Werke im Kontext ihrer avantgardistischen Leistungen möge zu einer erhöhten Wahrnehmung des Schaffens dieser beiden außergewöhnlichen Persönlichkeiten beitragen. Mit dem aron quartett haben Viktor Ullman und Norbert von Hannenheim auf jeden Fall ausgezeichnete Interpreten gefunden.

Karin Cervenka
Leiterin des Österreichischen Kulturforums in Bukarest




Sehr geehrte Damen und Herren,

seit die Pro Musica Viva - Maria Strecker-Daelen Stiftung im Jahr 1991 gegründet wurde, gilt ihr Engagement der Verfemten Musik. Verfemt und verfolgt während des deutschen Nationalsozialismus und im sowjetischen Totalitarismus. Die Folgen sind in beiden Hemisphären die nämlichen gewesen: Die Musik und die, die sie schufen, blieben lange Zeit der Öffentlichkeit unbekannt. Es schien, als würde das Konzertleben auf immer an ihnen unwissend vorbeigehen. Erfreulicherweise ist es in mittlerweile vielen Fällen nicht so gekommen.

Dies liegt vor allem an dem Interesse und Einsatz einzelner Menschen, die ihren "Fall" nicht mehr los lassen und nicht ruhen, Aufführungs- und Auseinandersetzungsmöglichkeiten zu schaffen. Es sind Einzelne, aber sie erreichen mehr, wenn sie sich miteinander vernetzen, wie seinerzeit 1990 der Verein 'musica reanimata', der wesentlichen Anteil an der Wahrnehmung Viktor Ullmanns hatte, und nun dieses pontus musicae- Projekt, das das Wissen um die Musik Norbert von Hannenheims mit seiner Herkunft aus Siebenbürgen verbindet und bei dieser Gelegenheit auch eine musikalische Brücke von Deutschland nach Rumänien schlägt, und vice versa. So kommen die beiden Pole seines Lebens posthum wirkungsvoll zueinander.

Ich freue mich, mit der Pro Musica Viva Stiftung an dieser Aufgabe beteiligt zu sein. Möge das Werk gelingen!

Dr. Peter Hanser-Strecker
Vorstandsvorsitzender der Pro Musica Viva - Maria Strecker-Daelen - Stiftung




Wenn wir uns heutzutage der „Verfemten Musik“ von Viktor Ullmann und Norbert von Hannenheim zuwenden, dann aus zwei gleichermaßen berechtigten Motiven: Zum einen verdienen die Werke dieser beiden Vertreter der „Avantgarde von Gestern“ aus musikgeschichtlicher sowie künstlerisch-ästhetischer Sicht Beachtung und Achtung, zum anderen erinnern sie uns einmal mehr an die schwärzeste deutsche Vergangenheit und die menschenverachtende Politik des Nationalsozialismus.

Viktor Ullmann wurde wegen seiner jüdischen Herkunft in Auschwitz ermordet, nachdem man ihn im Konzentrationslager Theresienstadt noch eine Weile hatte arbeiten lassen. Norbert von Hannenheim bekam quasi Berufsverbot und überlebte die Schrecken des 3. Reiches nur um wenige Monate. In der Blüte ihrer Jahre unterbrach eine verbrecherische Ideologie ihr Leben und Schaffen und beraubte die Menschheit um ungezählte ungeschriebene Werke. Wir Heutigen, die wir weitgehende materielle und künstlerische Freiheit genießen dürfen, dürfen nie vergessen, dass dies nicht zu allen Zeiten selbstverständlich war. Gerade die Jüngeren brauchen hierzu immer wieder Denkanstöße. Die Konzertreihe dieses Sommers trägt auch ganz wesentlich zu diesem Bewusstsein bei. Möge sie viele interessierte und begeisterte Zuhörer finden!

Thomas Gerlach
Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland für Siebenbürgen mit Sitz in Hermannstadt/Sibiu